Ein ganz normaler Urlaubstag…

Ich möchte Lücke nacheifern – beim Erzählen unglaublicher Sport-Erlebnisse, von denen nicht alle glauben, dass sie so stattgefunden haben. 😉

Ich mache gerade mit meiner Freundin Pärchen-Urlaub in Südamerika und bin gestern ganz unverhofft in den Genuss eines wirklich erlebnisreichen Tages gekommen.
Wir sind zurzeit vier Tage in Barra de Valizas in Uruguay, einem kleinen Dorf an der Küste, das nur über einen Sandweg erreichbar ist (auf dem aber Busse fahren) und in dem es keine Möglichkeit gibt, (legal) an Geld zu kommen, wie uns nun spartanisch Lebenden leider erst hier aufgefallen ist. Internet gibt’s aber.
Pferde
Wir wollten in den Nationalpark Cabo Polonio, der geprägt ist von riesigen Dünen und endlosen Stränden. Mit dem Boot mussten wir uns über einen Fluss übersetzen lassen (zu befördernde Pferde mussten übrigens an der Leine nebenher schwimmen) und los ging die kraftzehrende Wanderung durch den Sand. Wunderschön – auch als OL-Gelände.
Dünen mit Steinen
Im Sand haben wir zu unserem Erstaunen einen Wüstenfrosch gesehen, der beige gemustert war. Jawohl, einen richtigen, kleinen, süßen Frosch! Haben uns auch gewundert, dass der so weit weg vom Wasser überleben kann.
Unbesorgt gingen wir immer weiter und genossen die beeindruckende Natur, als Caro plötzlich einer starken Überraschung Ausdruck verlieh. Ich blieb stehen und sah schnell, nicht weit wovon ich da meinen besandalten Fuß aufgesetzt hatte: eine Schlange – die größte, die wir je gesehen hatten!!! Ein Meter? Anderthalb Meter? Zwei Meter? Ich weiß es nicht, denn die erschrak natürlich auch und riss aus in ihren Bau, wohin ich sie dann wegen eines Fotos verfolgte, auf welchem dann aber das hintere Ende im Erdloch verschwunden war.
Schlange 1
Danach war die unbeschwerte Dünenwanderung passé und jedes Mal, als wir Schlangenspuren sahen – wie viele es gab, fiel uns natürlich nun erst auf – musterten wir den Boden sehr genau. 100 Arten von Schlangen soll es hier geben, haben wir danach im Reiseführer gelesen.
Caros vom Sonnenbrand warme Haut war schlagartig sehr kalt geworden und das blieb eine ganze Weile so…

Halbkreisförmige Schlangenspuren im Sand
halbkreisförmige (vermutliche) Schlangenspuren im Sand

Naja, wir haben es zurück geschafft und auf dem Weg haben wir sogar mal das Sanddünen-Snowboarding, das dort viele Leute gemacht haben, ausprobiert.
Sandboard 2Sandboard 1
Als wir kurz nach 16 Uhr wieder in unserem Örtchen eintrafen, standen da Menschen rum, wie sie vorher nicht da gewesen waren: mit Laufsachen und Startnummern! Wo sonst fast nur bekiffte, einheimische Hippies und feiernde Männerpärchen das entspannte Valizas bevölkern. Einer sagte mir, dass in 24min Start sei zu einem 7km langen Strandlauf zum nächsten Ort (Aguas Dulces).
Ihr werdet nachvollziehen können, dass ich keine Sekunde zögerte und mitmachen wollte. Schnell in die Unterkunft und Sportsachen anziehen (die habe ich natürlich dabei, auch wenn sie nur alle paar Tage benutzt werden), Caro eine Banane kaufen lassen (denn ich hatte Hunger) und anmelden für 60 Pesos = 2 €. Die Startnummer bekam man ans Trikot getackert!

Der 7km lange Strandlauf "16a Travesía Valizas a Aguas Dulces"
Der 7km lange Strandlauf „16a Travesía Valizas a Aguas Dulces“

Erst startete eine Welle von Kindern und kurz danach der Rest, so dass die Kinder eigentlich nur im Weg waren. Aber der Strand ist ja breit. So wie ich das gesehen habe, sind tatsächlich alle Kinder, auch ziemlich kleine, 7km gelaufen! Nix 400m-Bambini-Rahmenlauf mit Mami und Papi an der Hand wie in Deutschland!

Während des Laufes hatte man öfter Gelegenheit, in stinkende Kadaver von angespülten Fischen verschiedener Größen oder gar ausgewachsener Robben zu treten! Eklig! Ich weiß nicht, ob das jemandem passiert ist, ich war auf jeden Fall schon vom ähnlich bestückten Strand am Vormittag sensibilisiert. Besonders häufig finden sich Schwimmblasen von verendeten Fischen, die schwimmen ja oben und die Wellen können sie leicht befördern.
Strandgut 5Strandgut 6Strandgut 2Strandgut 1Strandgut 4Strandgut 3
Die dreiköpfige Führungsgruppe konnte ich mit etwas Rückstand gut halten, aber ich hätte doch alles geben und mich gleich zu Anfang dazu kämpfen sollen, denn einer der vielen herrenlosen Hunde meinte wohl, ich sei in dieser Herde das lahmende Wild, sprang mich kläffend an und zwickte mich mit seinen Zähnen ins Bein! Ich glaube nicht, dass er mir die Ischiocruralmuskulatur herausreißen wollte und er hat mich auch nicht verletzt, aber die Zähne habe ich deutlich gespürt.

Da ich kein Interesse an einer Siegerehrung hatte und außerdem Angst davor, mich bei dem schattenlosen Wettkampf zu überanstrengen und dann die 7km nicht mehr gescheit zurück zu kommen, blieb es die ganze Zeit etwa beim gleichen Rückstand auf die Spitzengruppe und ich kam als 4. ins Ziel mit toller Kulisse durch die super anfeuernden Einwohner von Aguas Dulces. Der Drittplatzierte, der kurz vor mir ins Ziel kam, hatte sich völlig ausgepowert und klappte im Ziel erstmal zusammen, worauf er kreidebleich noch eine Weile gestützt werden musste.

Den Hund traf ich beim Zurückjoggen wieder, aber diesmal hatte ich Zeit, um mich vor ihm aufzubauen und Puste zum Schreien und konnte ihm so zeigen, wer die Hosen an hat.

Na – glaubt jemand diese Geschichte? Ist alles wahr. Ich hätte gestern nichts gegen etwas weniger Action gehabt, aber es ist trotzdem schön, was man alles erleben kann, wenn man aktiv ist.

In fünf Tagen haben wir übrigens geplant, in Brasilien an einen Trainings-OL teilzunehmen! Ich verzichte, wenn möglich, gern auf Riesenspinnen, Piranhas, Jaguare, Gift- und Würgeschlangen sowie -pflanzen u.ä. – mal sehen wie es so wird… 😀

Der Wind schafft hier auf den Dünen perfekte 3D-Modelle zum Erklären von Höhenlinien für OL-Anfänger... :-)
Der Wind schafft hier auf den Dünen perfekte 3D-Modelle zum Erklären von Höhenlinien für OL-Anfänger… 🙂