Dorothea und Moritz, unsere beiden C-Kader haben diesen Sommer bei JEM und JWM gezeigt, dass sie zu den besten deutschen Nachwuchsläufern gehören und auch international vorn mitlaufen können.
Top Ten – diese Worte sind im deutschen OL in aller Munde.
Top Ten ist das große Ziel. Man möchte Staffeln unter den Top Ten haben bei den Welt- und Europameisterschaften der Elite, man möchte bei diesen und den anderen internationalen Events in die Top Ten der Nationenwertung kommen – und es ist auch immer etwas besonderes, wenn eine deutsche Einzel-Platzierung unter den Top Ten erreicht wird, wobei natürlich in folgender Reihenfolge die Leistung immer stärker zu bewerten ist: Jugend-EM < Junioren-WM < „große“ EM ~ „große“ WM. Für diese Ziele wurde sogar die sogenannte Top-10-Initiative gegründet, die den Leistungssport gezielt fördern soll. Lange Rede, kurzer Sinn: Unsere beiden Nationalmannschafts-Athleten haben es dieses Jahr beide geschafft! Dorothea ist bei der Jugend-EM in Mazedonien in der D18 sehr solide gleich in Sprint (7.) und Langdistanz (9.) unter die ersten 10 gekommen (wie auch Birte Friedrichs vom MTV Seesen in der D16 – 8. und 4. Platz). Moritz hat als einziger Deutscher seit über zehn Jahren (!!!) bei der Junioren-WM in Bulgarien eine Top-Ten-Platzierung geholt.
Dazu wollen wir die beiden doch mal kurz hören:
Dorothea, wie war die JEM dieses Jahr für dich und wie schätzt du deine Leistungen ein?
Die JEM war dieses Jahr wegen der hohen Temperaturen in Mazedonien physisch sehr anspruchsvoll. Mit meinen Leistungen bin ich deshalb sehr zufrieden, auch wenn sich einige kleinere Fehler nicht vermeiden ließen.
Letztes Jahr in der D16 hast du sogar zwei Medaillen geholt – wie geht es in den nächsten Jahren für dich weiter, was sind deine Ziele?
Ich werde versuchen, mich vor allem o-technisch weiter zu verbessern, um auch in Zukunft international im vorderen Bereich mitlaufen zu können. Nächstes Jahr kann ich das letzte Mal an einer JEM teilnehmen, danach kommen hoffentlich noch einige JWM“s.
Moritz, wie hast du es geschafft, bei der Langdistanz der Junioren-WM den 9. Platz zu erlaufen, wo doch (wenn mich nicht alles täuscht) seit den 90er Jahren kein deutscher OL“er mehr unter die besten 10 laufen konnte!?
Nun ja, ich bin eigentlich sehr verhalten und auf Sicherheit bedacht ins Rennen gestartet. In meinem Kopf gab es nur 3 Begriffe: „Kompass, Kontrolle, Kämpfen“. Selbst als mich der nach mir gestartete Läufer einholte und drei Posten lang mit mir lief, behielt ich die Ruhe und orientierte weiterhin alle Posten sehr sauber an. Den Rest der Strecke lief ich wieder alleine, ich war im „Flow“, Tunnelblick und von Posten zu Posten. Dieses Gefühl hatte ich bisher selten und es verdrängte alle störenden Gedanken aus meinem Kopf. Erst an der Sichtstrecke verließ mich kurz die Konzentration und ich büßte am Posten danach fast eine Minute ein. Aber wieder schrie es in meinem Kopf „Kämpfen“ und ich raffte mich zusammen, um die letzten Posten auch noch sicher zu finden. Zusammen mit einem Australier ging es dann auf den letzten langen Schlag, wo wir uns gegenseitig richtig antrieben (drittbeste Zwischenzeit). Auch bei den letzten Posten hatte ich keine Probleme, auch wenn ich merkte, wie der Fokus und die Konzentration schwanden und ich einfach nur noch ins Ziel wollte. Dass mich dort Zuschauer aller Nationalitäten anfeuerten war ein tolles Gefühl, das ich aber noch nicht zuordnen konnte. Erst als der Sprecher meinen (zu diesem Zeitpunkt) siebten Platz ansagte, begann ich zu begreifen, dass ich gerade einen der besten Läufe meines Lebens zu einem perfekten Zeitpunkt hatte.
Hast du das Gefühl, für die JWM in Bulgarien perfekt trainiert zu haben? Ist Dresden für dich ein guter Trainingsstandort?
Ich war mir im Vorfeld total unsicher, ob mein Training gut war, da ich im Winter lange verletz war und auch nicht wusste, was in Bulgarien auf mich zukommt. Ich denke, ein wichtiger Schritt in der Vorbereitung war die Teilnahme an vielen Wettkämpfen in für mich unbekanntem Terrain (Türkei, Schweden, Finnland), wo ich auch in sehr kurzer Zeit meine Technik an die neuen Bedingungen anpassen musste. Das hat mir auch mental enorm weitergeholfen.
Was Dresden als Trainingsstandort betrifft, kann ich fast nur positives berichten. Von Vorteil sind auf jeden Fall die regelmäßigen OL-Trainings und die Möglichkeit, in der Gruppe zu trainieren. Ich fühle mich wohl hier und das Umfeld ist ideal. Aber ich denke, dass hinsichtlich Planung, Strukturierung und Auswertung das Potenzial bei weitem noch nicht ausgeschöpft ist.
Große Namen, die die deutsche Elite der letzten Jahre geprägt haben, sind immer wieder an einer Top-Ten-Platzierung bei einer JWM gescheitert, z.B. Christian Teich, Sören Lösch, Christoph Brandt und selbst unser Post-Vorbild Leif Bader, um nur einige zu nennen. Wo siehst du dich in fünf Jahren?
Ich träume natürlich davon, auch bei der „richtigen“ WM um die vorderen Plätze mitlaufen zu können. Aber verglichen mit den genannten Athleten würde ich mich deutlich schwächer einstufen. Mein Primärziel ist es, zu zeigen, dass dieser 9. Platz kein Ausrutscher nach oben war, sondern dass ich dauerhaft auf diesem Niveau laufen kann. Alles andere wird sich dann zeigen.
Wir gratulieren unseren beiden Youngsters ganz herzlich zu den starken Meisterschafts-Ergebnissen!