Hallo Dorothea! Zunächst noch einmal herzlichen Glückwunsch zu den beiden Silbermedaillen, die du Ende Oktober bei den Jugend-Europameisterschaften in Portugal gewonnen hast! Erzählst du uns, wie dein Weg zu deinen ersten Medaillen bei internationalen Meisterschaften war?
Hallo. 😉 Für mich war das letzte Jahr zweigeteilt. Im Sommer bin ich Junioren-WM in Tschechien gelaufen [als 16-Jährige, obwohl die Junioren-Kategorie eigentlich 19-20-Jährige einschließt, Anm. F. M.] und nun, als schon die ganze Saison vorbei war, die Jugend-EM in Portugal. Ein paar schöne Erfolge in der zweiten Saisonhälfte wie der Deutschland-Cup und die Clubmeisterschaften in Tschechien [das Äquivalent dazu bei unseren tschechischen Nachbarn, mit 4 Herren und 3 Damen, wobei es eine Jugend- und eine Erwachsenen-Meisterschaft gibt, Anm. F. M.] haben mir dann die nötige Motivation für Portugal gegeben.
Du läufst seit diesem Jahr neben dem Post SV auch für einen ausländischen Verein: TJ Turnov in Tschechien. War dieser Schritt ausschlaggebend für die Leistungssteigerung, die deine tollen Ergebnisse hervorgebracht hat?
Ich denke nicht, dass es die einzige Ursache war, aber ich habe in Tschechien auf jeden Fall sehr viel gelernt. Und vor allem für die Staffel konnte ich viele gute Erfahrungen sammeln.
Sprichst du denn Tschechisch? Oder redest du mit deinen Vereinskameraden in Turnov auf Englisch?
Ich lerne seit Ostern ein bisschen Tschechisch, aber viel kann ich noch nicht. Die meisten aus meinem Verein sprechen aber gut Englisch und einige sogar etwas Deutsch.
Wie lief der Sprint-Wettkampf in Portugal für dich? Hast du vor dem Lauf geglaubt, dass du eine Medaille holen kannst?
Vor dem Lauf dachte ich, dass ich im Mittelfeld, vielleicht unter die Top 20 laufe. Der Lauf lief gut, nicht übermäßig gut, aber auf jeden Fall so gut wie fehlerlos und ich konnte am 5. Posten Tereza Čechová, die vor mir gestartet ist, auflaufen. Von dem Ergebnis war ich dann ziemlich überrascht, aber wahrscheinlich ist ein fehlerfreier Lauf bei so einem schweren Sprint einfach das Beste, was einem passieren kann.
War es schwer, nach dem Erfolg im Sprint die Motivation für die Langdistanz zu finden?
Es war für mich ziemlich schwer, mich auf den Wettkampf am Samstag zu konzentrieren, weil ich schon beim ersten Lauf der JEM alles erreicht habe, was ich niemals für möglich gehalten hätte. Aber ich habe mich auf einen schönen Lauf gefreut und konnte mich so wieder ein bisschen motivieren.
Als du die Sichtstrecke der Langdistanz passiert hast, lagst du aktuell noch in Führung. Wie bist du damit umgegangen?
Ja, die Schlussrunde war für mich der schwerste Teil der ganzen Strecke. Bis zur Sichtstecke bin ich für mich gelaufen, aus Spaß am OL, ohne mir Gedanken um die Konkurrenz zu machen. Aber dann habe ich die Ansagen gehört und wusste, dass ich wieder sehr viel schaffen kann. Ich habe versucht Tempo rauszunehmen und ruhig und sicher zu laufen, aber ich war zu unkonzentriert und habe den 12. Posten erst nach einigem Suchen gefunden.
Fehler zu erkennen und einzugestehen zeugt von einiger Reife. Hast du eine Idee, wie du in Zukunft unter Druck Fehler vermeiden kannst?
Wahrscheinlich hätte ich noch mehr Tempo rausnehmen müssen um mich besser zu konzentrieren, aber das war in diesem Moment kaum mehr möglich. Ich denke ich brauche einfach noch ein bisschen mehr Erfahrung, dann passieren mir solche Fehler auch nicht mehr so oft.
Schöner Optimismus. 🙂 Du bist die abschließende Staffel mit zwei weiteren Dresdnerinnen, Patricia Siegert und Ellen Klüser (beide USV TU Dresden) gelaufen. Wart ihr mit eurem 8. Platz in der D16 zufrieden?
Patricia und Ellen waren zum ersten Mal bei einem internationalen Einsatz für Deutschland nominiert. Wir wussten vorher, dass beide echt schnell sind, aber auch bei dem hohen Druck Fehler machen können. Patricia stand am ersten Posten an einer falschen Gabelung und hat dort lange gesucht. Danach hat sie versucht, die Tram wieder aufzulaufen, aber hat leider noch Folgefehler gemacht und kam dann 14min nach der ersten Läuferin der Startstrecke ins Ziel. Ellen hat sich dann ziemlich gut geschlagen und noch ein paar Plätze gut gemacht, aber 14min waren einfach zu viel und wir konnten es am Ende nur noch auf Platz 8 schaffen. Ich bin aber gar nicht böse über das Ergebnis. Die Mädels haben Erfahrung gesammelt, ich habe Erfahrung gesammelt und beim nächsten Mal wird es auf jeden Fall besser.
Deine Zeit auf der Schlussstrecke war aber trotzdem die schnellste des Tages in der D16! Wie hast du dich dafür motiviert?
Die erste Staffel war gerade am Sichtposten, als ich losgelaufen bin. Deshalb habe ich mir vorgenommen, eine möglichst gute Einzelzeit zu laufen und den Wald und das wunderschöne Wetter genossen. Und dass Tschechien gewonnen hat, hat mich natürlich auch sehr gefreut. 😉
Sind die Tschechen die coolste OL-Nation?
Sie gehören für mich auf jeden Fall zu den coolsten OL-Nationen, mit netten Leute und supertoller Stimmung bei den Wettkämpfen. 😉
Auf dem obigen Foto wirst du dabei ertappt, wie du in deine Medaillen beißt. Isst du regelmäßig Metall? Wird man dadurch stark?
Aber sicher, Medaillen gehören doch auf jeden guten Abendbrotstisch! 😉
Hört sich nach einem guten Geheimtipp an. Danke, dass du uns den verrätst! Die Junioren-WM, bei der du dieses Jahr zum ersten Mal teilgenommen hast, fand in Tschechien statt. Hattest du durch deinen Verein dort einheimische Fans, die dich angefeuert haben?
Ja, fast mein ganzer Verein hat die Gelegenheit genutzt und kam zu den Zuschauerläufen. Und neben ihrem ehemaligem Mitglied Adam Chloupek war ich die einzige Turnov-Läuferin.
Das klingt toll. Bist du mit deinem Abschneiden bei der Junioren-WM gegen die größtenteils deutlich ältere Konkurrenz zufrieden? Welche Platzierungen hast du erreicht?
Bei der Mittel wurde ich 32., beim Sprint 59. [von jeweils ca. 150 Nationalmannschafts-Läuferinnen bis 20 Jahre, Anm. F. M.] Und bei der Staffel wurden wir 9. [zwölftbeste Staffel, darunter jedoch die zweiten Staffeln von drei Ländern, Anm. F. M.] Damit bin ich auf jeden Fall zufrieden, auch wenn ich einige Fehler gemacht habe. Es war eine riesengroße Erfahrung und ein echt tolles Erlebnis!!!
Spielt es für deine Leistungen eine Rolle, in einer OL-Familie aufzuwachsen?
Natürlich. Durch meine Familie habe ich OL gelernt seit ich ein Baby war. Was ich jetzt noch lerne ist eigentlich nur der Feinschliff von dem, was mir meine Familie mitgegeben hat.
Uuuh, danke sehr! 😉 Und vielen Dank für das Interview. Wir wünschen dir noch viele erfolgreiche OL-Jahre, in denen dir nie die Freude an unserem schönen Sport verloren geht!
Ich muss mich bedanken. Es ist toll, dass ihr, mein Verein, so viel für mich tut und immer für mich da seid. 😉
Schleimerin! 😛 Nee nee, wir wissen, dass du das so meinst.
[Das Interview führte Dorotheas Fanclub in Marburg, eine inoffizielle Untergruppierung der OL-Abteilung des Post SV Dresden.]