Vom 1. bis 4. Mai verschlug es 14 Postler (plus Annegret und Fanny von TU) nach Ekjsö in Schweden. Zur Tiomila, einer der größten und bekanntesten Orientierungsläufe, trat unser Verein mit einer Damen- und einer Herrenstaffel an. Gänsehaut gab es nicht nur wegen der frostigen Temperaturen. Mit einem furiosen Start sorgte Philipp für Staunen auch bei der Weltklassekonkurrenz!
Zunächst durften wir am Donnerstag zwei sehr schön gelegene Hütten beziehen. Von hier starteten wir unsere drei Trainingseinheiten (zweimal tags, einmal nachts). Zwei schöne Abende mit ausgelassener Stimmung, leckerem Essen, Kartenspiel und tollen Blick über den Haussee mit Sonnenuntergang. Ein besonderer Dank hier an Matti, welcher sich im Voraus um die gesamte Organisation und die Hütten kümmerte und uns somit allen sehr entspannte schwedische Tage möglich machte!
Die Testläufe zeigten, wie schön und tückische der schwedische Wald sich bereits am Tage zeigen kann. Kuppen, Steine, Sümpfe, Tälchen und verschwimmenden Vegetationsgrenzen. Dieser Teil Schwedens wird von den Einheimischen zwar als einfach beschrieben, dennoch: Bei Querläufen sollte der Kompass dein bester Freund sein. Kleinere Details in der Umgebung gut mitgelesen und kontrolliert werden, hier umso wichtiger! Sonst passiert es schneller als man denkt: Orientierungslosigkeit im skandinavischen Wald. Eine zeitfressende Angelegenheit!
Da ca. 6 Strecken zur Männerstaffel auch Nachts gerannt werden müssen, wurde zusätzlich ein Nachttraining (von den glücklich Auserwählten) absolviert. Bei Temperaturen um die 0°C war schon einmal die erste Herausforderung, auf Betriebstemperatur zu kommen. Sich dann mit seinem kleinen Lichtkegel durch den Wald zu bewegen, eine ganz andere.
Gut eingestimmt und voller Vorfreude fuhren wir am Samstag morgen dann in das Wettkampfzentrum nordöstlich von Ekjsö. In dem sehr großen Areal musste man selbst erst mal die Orientierung bewahren. Unser Lager war nicht weit vom Zieleinlauf. Auch die großen Leinwände mit den Live-Ergebnissen und Bildern aus dem Wald lag um die Ecke!
Die Startläuferinnen der Frauenstaffeln wurden 14:30 Uhr in den Wald gelassen. Dorothea berichtete nach ihrem Lauf zunächst von wildem Herumgeschiebe. Wurde selbst ab und an auch in die Mangel genommen. Laufstark wie sie aber ist, überstand sie den ersten Teil sehr gut und konnte sich im schnellen Feld ohne größere Fehler mit einhängen. Die Führende kam mit einen Kilometerschnitt von deutlich unter 6min zurück! Karin, ebenfalls mit einem super Lauf schickte Anna, unsere noch unerfahrenste Schwedin , auf die Strecke. Ihr gelang, wie uns allen, zwar natürlich kein fehlerfreier Lauf. Wer aber bei einem solchen Wettkampf der Superlative selbst schon einmal dabei gewesen ist, weiß, dass auch noch ganz andere Faktoren beim eigenen Lauf hinzukommen. Sehr dichte Postennetze in einem teilweise diffusen Gelände. Läufer aus allen Richtungen die einen ablenken können! Anna, schön dass du das so durchgezogen hast! Unsere zwei „TU-Einkäufe“ Annegret und Fanny liefen die Staffel schließlich mit einem soliden Lauf zu Ende! Feierabend bei den Damen pünktlich vor dem Massenstart der Männer.
Exakt 19:30 Uhr starteten die 334 gemeldeten Männerstaffeln (Zusammenfassung auf youtube). Philipp, unser erster Läufer, war guter Dinge. Eine Top50 Platzierung sollte drin sein, oder nicht? Es waren ja auch die Weltelite des OL“s mit angereist. Doch dann bereits am ersten TV-Posten die Überraschung: Philipp lief in der Spitze, nur wenige Sekunde nach dem Führenden!!! Konnte das wahr sein? (Ja, denn wir haben es alle live auf der Leinwand vor Ort und sogar zu Hause verfolgt 😉 ) Kann er das halten? Die Laufzeiten waren schneller als berechnet, das Tempo trotz Sümpfe, Steinfelder und Unterholz vor allem am Ende unvorstellbar hoch! TV-Posten 2: Philipp ist immer noch dran! Sieht sogar recht locker aus! Dann blickten wir hinauf zum Berg neben dem WKZ. Auf halber Höhe funkelte der Sichtposten. Der Führende: Christoph Brandt (!!!) für den Verein IL Tyrving 1 flog förmlich den Posten an. Trotzdem hatte Philipp nur einen Rückstand von 9 Sekunden. Es folgten noch 3 Posten, bei denen vor allem der Spanier Antonio Martínez Pérez scheinbar noch einen Extra-Gang gefunden hatte. Nach einem furiosen Endspurt musste Philipp sich im Ziel wohl erst einmal selber klar werden, was er hier vollbracht hatte! Platz 7 und nur 32 Sekunden Rückstand?!?! Christoph (Platz 4) und Philipp wirbelten das internationale Feld also ordentlich auf und ernteten zurecht lobende Worte auch von echten internationalen OLer-Größen.
Dann die nächste verrückte Situation. Taktisch – für die ganzen Weltklasse-Vereine vielleicht etwas überraschend- ließen wir Werner auf die 2. Strecke. Eine wohl sehr undankbare Aufgabe für ihn. Konnte er doch eigentlich nur massiv Zeit und Plätze verlieren. Bereits auf den ersten Metern musste Werner wohl die jungen Wilden auch laufen lassen. Es purzelten die Plätze. Egal! Wir waren dieses Jahr auch nicht angetreten, um nach ganz vorne greifen zu wollen! Werner, du konntest deinen Lauf, mit sicherlich einmaligen Bedingungen, hoffentlich trotzdem genießen!
Jens durfte als erster auf eine frostige Nachtbahn. Wie er später erzählte, rannte ihm gleich zu Beginn ein Norweger über den Weg, der wohl seine skandinavischen Wälder nachts wie auch am Tage beherrschte. Mit ihm zusammen ging es mit Tempo immer nahe der Luftlinien entlang. Jens bekam, wie auch die anderen mit einer längeren Strecke übrigens eine Karte im A2 Format. Das ganze noch schön verpackt mit einer losen Plastehülle – da hatte man doch ein ganz schönes Gewirr zu falten bzw. zu entknittern! Die Postencodes waren selbstverständlich immer an der ungünstigsten Ecke 😉
Basti und Gustav rannten nachts auf ihren knapp 12km den harten Bedingungen entsprechend einen guten Lauf! Basti konnte wohl hier und da mit einer Gruppe mitziehen, strauchelte mal mit einem Bingoposten im Dickicht. Gustav war dagegen eher auf sich allein gestellt. Hätte fast einen Posten vergessen, da dieser auf Karte weggeknickt war (bei A2 Format nicht so überraschend), kratzte im letzten Moment aber doch noch die Kurve und holte sich das Ding! Nun war unser Chef de Mission Matti an der Reihe, der die längste Strecke mit 17km vor sich (zu falten) hatte. Mit leichten Halskratzen von den Tagen zuvor ging nicht das volle Tempo. Nach ca. zwei Stunden kam er recht zufrieden und flott zurück aus dem Wald! Brachte unser Team 17 Plätze weiter nach vorn.
Dirk und ich erfüllten unsere Aufgabe dahinter wohl ganz gut. Konnten wir doch beide weiter Plätze auf unseren Strecken gut machen. Ich hatte einen zunächst sicheren und schnellen Start, konnte es an zwei Posten kurz vor der Hälfte dann aber doch nicht lassen, mir die Umgebung ein paar Minuten länger anzuschauen.
Moritz, unser neues Talent aus dem Saarland, war die Tage und Wochen zuvor angeschlagen. Vor dem Start war nicht klar, ob er die 15,6km auch im Wettkampftempo rennen kann. Mit der Tiomila-App auf dem Handy war aber auch nach seinem Start im Post-Lager bald klar, dass sich unser Neuer ganz hervorragend machte! Nach Philipp holte sich Moritz mit deutlichen Abstand den zweiten Platz im Kilometerschnitt im Team (ca. 6,5min/km)!
Last but not Least möchte ich hier mal unseren Fuchsi ein besonderes Lob aussprechen! Auch wenn sich dieser die kalte Nacht über komplett schlafen legen und ausgeruht an den Start treten konnte. Mit einer solch schnellen Laufzeit hätte er wohl auch selbst nicht gerechnet! Zeigte sich am nun etwas wärmer werdenden Morgen sichtlich zufrieden mit den Lauf und den letzten „geilen Tagen“! 🙂
Trotz langer An-/Abreise und den frostigen Temperaturen: Für mich und sicher für den ein oder anderen von uns war das ein absolutes Highlight im OLer Leben der letzten Jahre! Es gibt viele schöne Läufe, wahrscheinlich noch spannendere Gelände. Aber so etwas mit euch zu erleben ist einfach das Beste! Die Stimmung in der Gruppe war genial! Das macht Lust auf mehr dieser Art!
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