Im Land der Skipetaren – der erste OL-Wettkampf in Albanien

Ein Posten beim Sprint-OL
Ein Posten beim Sprint-OL

Letzte Woche ist ein neues Land sozusagen offiziell für unsere Sportart erschlossen worden: in Shkodër im Norden von Albanien wurde der erste OL des Landes in Form eines 2-Tage-Wettkampfes veranstaltet. Dabei waren auch vier deutsche Teilnehmer: Conny Eckardt und Heiko Gossel vom USV TU Dresden sowie Carolin Wolf und ich vom Post SV Dresden.

Organisiert wurde das Ganze hauptsächlich von Österreichern mit Unterstützung vieler albanischer Helfer und einiger OLer aus anderen Balkanstaaten.
Die Hauptorganisatorin Inge Bosina aus Wien kam vor drei Jahren nach Albanien, um als Lehrerin zu arbeiten und das Albania Orienteering Project beruht vor allem auf ihrer Initiative.

Die jeweils drei Erstplatzierten in der Damen- und Herren-Elite
Die jeweils drei Erstplatzierten in der Damen- und Herren-Elite

Durch ihre Zusammenarbeit mit Behörden und Offiziellen wussten unserem Eindruck nach relativ viele Menschen, was für eine Veranstaltung hier stattfand. Zum Start des ersten Laufes, einer verlängerten Mitteldistanz, kam sogar ein Abgeordneter des albanischen Außenministeriums (oder so) und hielt eine Rede, wie viel dieser Wettkampf für die Region bedeute, dass er die Gegend besonders mache. Übersetzt wurde die Rede übrigens von Arlind Subashi, dem einzigen „richtigen“ albanischen OLer zurzeit. Noch gibt es keine OL-Gemeinschaft, Vereine geschweige denn Verbandsstrukturen in Albanien, deshalb steht er noch für Bulgarien in der Weltrangliste, da er auch bulgarische Wurzeln hat. Doch für die Zukunft des albanischen OLs sieht es nicht schlecht aus: Arlind läuft schon 9:25min über 3000m Hindernislauf und Pläne für eine mittelfristige Verbandsgründung gibt es auch schon.

Blick auf das Umland von ShkodërAuch von offizieller Seite so nett begrüßt, ging“s auch schon los ins durch stachlige Büsche schwer belaufbare, wegen eines komplexen Graben-/Rinnensystems erstaunlich diffizile Gelände des ersten Laufs bei Fishtë. Neben uns waren sehr viele gelb-schwarz gefleckte Schildkröten unterwegs und nachdem ich die ersten gesehen hatte, schaute ich besonders gut auf den Boden vor mir, um ja auf keine drauf zu treten. Für viele der 130 Teilnehmer aus 20 Ländern von immerhin drei Kontinenten gab“s danach ein von Einwohnern organisiertes Barbecue, das sehr lecker war. Kühle Getränke machten die sengende Mittagshitze erträglicher. Am Nachmittag und Abend war Zeit für den Besuch von Sehenswürdigkeiten und neues Wissen über die Geschichte Albaniens. Beim Stadtbummel erstaunten die niedrigen Preise (1kg Kirschen ca. 0,80€, 1kg Paprika ca. 0,40€, 1kg Gurken ca. 0,30€, eine Kugel Eis weniger als 0,10€…) und wie freundlich, entspannt und glücklich die Menschen auf der Straße und in den vielen Cafés wirkten, was nicht über die hohe Armut im Land hinwegtäuschen kann, aber im interessanten Kontrast dazu steht, wie es auch bei meiner Radtour vor viereinhalb Jahren mein Eindruck gewesen war.

Siegerehrung vor der größten Moschee Shkodërs
Siegerehrung vor der größten Moschee Shkodërs

Der zweite Wettkampf war ein verlängerter (laut Bahnleger damit wir mehr davon haben) Sprint-OL im Zentrum von Shkodër, der großen Spaß gemacht hat im chaotisch wirkenden, aber eigentlich sehr entspannten und unkomplizierten Straßenverkehr.
Die guten Bahnen waren von Wolfgang Pötsch (auch aus Österreich) an beiden Tagen zur Zufriedenheit sicherlich aller Teilnehmer gelegt worden.

Sehr erfolgreich war Conny Eckardt, die den zweiten Platz in der Damen-Elite hinter Lisa Pacher aus Österreich und vor Clare Brownridge aus Australien erreichte, obwohl sie ja schon ein paar Jährchen älter ist als die Konkurrenz. Und das mit schon vielen Fahrradkilometern in den Beinen, waren doch Conny und Heiko mit dem Fahrrad gekommen durch Albanien und Mazedonien, um nach dem Wettkampf weiter durch den bergigen Südwestbalkan in den Kosovo zu radeln.

Alles in allem haben die Albanian Orienteering Days großen Spaß gemacht und es gab einen tollen Service für die Teilnehmer. Angesichts der Bedingungen, unter denen das Organisationsteam arbeitete, war die Organisation eine großartige Leistung und Verspätungen beim Transport oder andere Kleinigkeiten störten eigentlich gar nicht. Wir kommen sehr gern wieder!

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